Auf der "Balkonstraße" von Mallorca; Region Eine Fahrt von der Platja de Palma entlang der Nord-westküste nach Andratx gehört zweifellos zu den schönsten Routen, die man auf Mal-lorca "unter die Räder nehmen" kann. Unabhängig davon, ob Sie eine kürzere oder län-gere Variante wäh-len, - die darge-stellten Strecken variieren zwischen 80 und 150 Kilometern - handelt es sich in jedem Fall um eine anstrengende Angelegenheit. Zwischen 1750 und 2100 Höhenmeter sind zu überwinden. Und auch für eine sehr stark verkürzte Runde nur über Valldemossa (Foto: Pfarrkirche Sant Bartolomé in Valldemossa) sind es bei etwas mehr als 80 Kilometern bereits 600 Höhenmeter. Sie sollten also einen guten Trai-ningszustand aufweisen, wenn Sie die Touren in Angriff nehmen wollen. Es soll hier auch wieder erwähnt werden, dass die angegebenen Steigunsprozente Mittelwerte der entsprechenden Streckenabschnitte sind; einzelne kürzere Anteile davon können durchaus zwei bis drei Pro-zentpunkte darüber liegen. Ferner ist zu beachten, dass der Übersicht-lichkeit wegen nicht jeder kurze Steigungsabschnitt in den Dia-grammen sichtbar gemacht wurde. Wenn Sie etwas Zeit übrig haben, sollten Sie die Küstenstraße vor dem Anstieg zum Coll de Claret nach rechts verlassen und etwa einen Kilometer in Richtung Port de Valldemossa (Foto) fahren. Kurz hinter dem Gehöft Son Mas el Plá del Rei können Sie einen grandi-osen Ausblick über mitunter allerdings ausgetrocknete Was-serfälle hinweg auf den tief unten gelegenen kleinen Hafen genießen. Von s’Esgleieta führt die Strecke nach rechts mit später sechs Prozent Steigung auf einer Länge von fünf Kilometern weiter über Vallde-mossa mit seiner bekannten Kartause (Abbildung) zur Küsten-straße, die Pollença im Norden mit Andratx im Südwesten verbindet. Von dort geht es in süd-westlicher Richtung mit später fünf Prozent Steigung auf drei Kilometern Länge über den Coll de Claret, der mit 500 Metern Meereshöhe der höchste Punkt dieser Tour ist, hinab zu dem Abzweig, zu dem man auch von Esporles auf der später beschriebenen, kürzeren Anfahrt gelangt. Die fünf Kilometer lange Abfahrt hat ein Gefälle von fünf Prozent. Der Straßenbelag von Valldemossa bis zu dem erwähnten Abzweig wurde erneuert (2017), deshalb ist die Route jetzt in sehr gutem Zustand. Weil einige enge Kurven aber zur Außenseite hin etwas abfallen, kommen immer wieder Autos entgegen, die nicht weit genug rechts fahren, deshalb ist dort besondere Vorsicht geboten. Kehren Sie nach diesem kurzen Abstecher aber unbedingt zur ursprünglichen Route (Foto) zurück, denn die Abfahrt zum Hafen und der anschließende Wiederaufstieg zurück können insbesondere für Rennradler wegen der sehr steilen Streckenführung mit neun Prozent Ge-fälle beziehungs-weise Steigung in Kombination mit der Straßenbeschaffenheit - die Straße ist schmal und an vielen Stellen liegen Steine, die von den angrenzenden Felsen abgeplatzt sind - nicht empfohlen werden. Wer nicht die große, anstren-gende Runde bis Andratx machen möchte, kann nach der Abfahrt vom Coll de Claret am Abzweig nach Palma nach links einbiegen und über Esporles, s’Esgleieta und je nach gewählter Hinfahrt entweder über Marratxí und Sa Cabaneta oder über Pont d’Inca und Pla de na Tesa, am alten Flugplatz vorbei, zum Ausgangspunkt zurückfahren. Die Tagesstrecke wird dann, wie bereits erwähnt, etwas mehr als 80 Kilometer bei 600 Höhenmetern ausmachen. Wenn Sie auf Ihrer Tour nach Andratx einen Berg auslassen wollen, fahren Sie von s’Esgleieta nach links und nach 500 Metern sogleich wieder nach rechts über Esporles zur Küstenstraße an die Nordwestküste der Insel. Auf diesem Weg muss allerdings hinter der Zufahrt zum Landgut Sa Granja ein kurzes Stück von einem Kilometer Länge mit mehr als zehn Prozent Steigung über-wunden werden, und Sie verpassen den oben geschilderten, wunder-schönen Ausblick auf Port de Valldemossa. Bei dieser Fahrt sollten Sie un-bedingt nicht nur auf Ihr Vorderrad schauen, denn die wechselnden Aussichten auf das Meer und die Berge sind wirk-lich atemberau-bend. Sie können ferner die Ter-rassen (Foto: Terrassengärten bei Banyalbufar) bewundern, deren Anlage zum Zweck der Bewässerung der Zitrusfrüchte- und Gemüsegärten mit Wasser aus den höher gelegenen Gebirgsquellen auf die frühere Besiedelung Mallorcas durch die Araber, die wegen ihrer "Wüstenerfahrung" mit dem kostbaren Nass gut umzugehen wussten, um die erste Jahrtausendwende zurückgeht. Auch die teilweise restaurierten Wachttürme auf markanten Felsen hoch über dem Meer, wie der Torre del Verger bei Banyalbufar (Foto), sind sehenswert. Sie dienten den Mallorquinern im Mittelalter dazu, Angriffe von Piraten frühzeitig zu erkennen und je nach Tages- oder Nachtzeit per Rauch- oder Feuerzeichen in die Orte im Landesinneren zu melden, damit dort die notwendige Verteidigung vorbereitet werden konnte. Schließlich gibt es an der Strecke noch alte öffentliche Waschplätze (Foto oben), die von frischem Quellwasser aus den Bergen durchflossen werden; sie werden mitunter auch heute noch benutzt. Vom Kreisverkehr am Ortsrand von Andratx geht es nach links in östlicher Richtung durch weiter-hin landschaftlich reizvolles Gebiet über Capdellà nach Calvià. Das Terrain ist auch hier bergig. Es ist wichtig, sich am Ortseingang von Calvià halb links zu halten und durch den Ort in Richtung Establiments und nicht nach rechts nach Palma Nova zu fahren, weil man dort die zur Autobahn parallel verlaufende Straße an der Südküste erreicht, die wegen des starken Auto-verkehrs und zahlreicher Orte mit Ampeln und Verkehrs-beruhigungs- "Hubbel" an Fußgängerüberwegen für Rad-fahrer nicht so gut geeignet ist. Von der stetig ansteigenden Straße in Rich-tung Establiments biegt man später nach rechts in Richtung Palma ab; der Coll de sa Creu ist mit etwa 400 Metern Meereshöhe und fünf Prozent Steigung auf knapp drei Kilometern Länge der letzte Berg, der auf dieser Runde zu überwin-den ist. Danach geht es bei immer wieder schönen Aussichten auf das Castillo de Bellver (Foto), die weite Bucht und die Metropole der Insel in vielen engen Kehren hinab bis zum Hafen von Palma. Die Straße über den Coll de sa Creu ist mit neuem Asphalt versehen (2015). Bei der Abfahrt müssen Sie aber wieder sehr aufmerksam sein, damit es nicht zu Kollisionen mit dem allerdings spärlichen Gegenverkehr kommt. Man kann auf der beschriebenen Tour leider fast nicht vermeiden, ein Stück durch die Stadt Palma und auf der belebten Küs-tenstraße, aber mit Blick auf den ma-lerischen Jachthafen und die grandiose Kathedrale (Foto) der Stadt, zurück zur Platja de Palma zu radeln, will man nicht in einem sehr großen Bogen nördlich um die Stadt herum fahren. Aber die wunderschöne Fahrt auf der "Balkonstraße" an der Nordwestküste hat dafür reichlich entschädigt. Der Radweg von Palma zur Platja de Palma ist für Rennradler nicht unbedingt zu empfehlen, weil er sehr schmal und an manchen Stellen auch unterbrochen ist. Wenn man aber bereit ist, etwas langsamer zu fahren und auf "Freizeitradler" und gelegentlich auch Fußgänger Rücksicht zu nehmen, stellt er eine Alternative zur stark frequentierten Autostraße dar. Die von mir aus-gearbeiteten Streckenprofile weisen auch noch eine Alternative in umgekehrter Richtung aus. Sie variiert in der Weise, dass sie von Capdellà nach links über Peguera, Camp de Mar (Foto) und das lebhafte Port d’Andratx nach Sant Elm, dem west-lichsten Punkt der Insel, führt. Von hier hat man eine sehr schöne Aussicht auf die vorgelagerte, von Echsen und Meeresvögeln "bevölkerte", im Übrigen aber unbewohnte Natur-schutzinsel Dragonera, von wo im Mittelalter die Seeräuber ihre Raubzüge zu starten pflegten. In den Sommermonaten kann man sich von einer kleinen Personenfähre zu dieser Insel bringen lassen, um für eine kurze Zeitspanne das Gefühl zu genießen, die Zivilisation verlassen zu haben. Von Sant Elm (Foto: Blick auf die vorgela-gerte Insel Dragonera) führt die Route nach Andratx und dann weiter auf der erwähnten "Balkonstraße" nach Nord-osten. In dieser Richtung ist die Strecke etwas schwieriger zu fahren, weil die Steigungen durchweg etwas steiler sind als in Gegenrichtung. Insbesondere der Anstieg aus einer mit einer Galerie überbauten Senke hinauf zum Mirador de Ricardo Roca in 450 Metern Meereshöhe ist mit acht Prozent Steigung sehr anstrengend. Bleibt noch zu erwähnen, dass es in fast jedem Ort unterwegs gute Möglich-keiten zum Einkehren gibt. Besonders zu empfehlen sind Esporles für diejenigen, die sich noch einmal stärken wollen, bevor es in die Berge geht, Banyalbufar, wenn man bei seiner Rast den Blick auf Meer und Berge genießen möchte und Capdellà für die Radsportler, die die größten Anstrengungen des Tages hinter sich wissen wollen, bevor sie "die Beine hochnehmen". Dort werden Sie übrigens mit vielen Wanderern zusammentreffen, die ja auch einem schönen Hobby frönen, dem man im Frühjahr und Herbst auf Mallorca, besonders auch im Südwesten, trefflich nachgehen kann. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||