Die Dörfer und Städtchen im Zentrum der Insel; Region Das Gebiet der Llanura del Centro - das ist die mittlere Region der größten Baleareninsel - stellt ein Viereck dar, welches im Westen von einer Linie etwa von s’Arenal nach Santa Eugènia, im Norden von Sencelles nach Petra, im Osten von Petra nach Felanitx und im Süden von Campos nach Llucmajor begrenzt wird. Wie später auch für den Südwesten der Insel festgestellt, hat dieses Areal eine Flächen-ausdehnung, die der von Ibiza vergleichbar ist. Die hier beschrie-benen Touren decken überwiegend diese Region ab, wobei die genannten Grenzlinien flexibel zu handhaben sind; sie können überschritten oder vielmehr überfahren werden, wenn die Streckenlänge einer Tour als zu kurz oder zu wenig herausfordernd empfunden wird. So können, je nach Lust, Laune und Kondition, einerseits die speziellen Radstraßen südlich von Llucmajor, die bei den Zielen in der Nachbarschaft der Platja de Palma beschrieben sind, einbezogen werden, andererseits sind Kombinationen mit Anteilen der Touren in den Südosten von Mallorca oder derjenigen in nördlicher Richtung zu den Ausläufern des Tramuntana-Gebirges leicht möglich. Die hier beschrie-benen Rundfahrten haben Strecken-längen von 60 bis 140 Kilometern, dabei sind zwischen 300 und 550 Hö-henmeter zu bewältigen. Nur wenn der Puig de Randa-Cura mit seinem Kloster Nostra Señora de Cura (Foto) in die Tour einbezogen wird, sind es 250 bis 300 Höhenmeter mehr. Es handelt sich also um eine hügelige Landschaft, die ihren Reiz aus den welligen, kurvig geschwungenen, abwechslungsreichen Parcours durch fruchtbares Gebiet bezieht. Insbesondere im frühen Frühjahr sind Felder und Wiesen grün und bunt, und von vielen etwas höher gelegenen Orten reicht der Blick weit über die Insel. Die Region ist ideal für fast alle Radsportler. Genussradler, denen die unmittelbare Nachbarschaft der Platja de Palma nicht mehr genügend Herausforderung bietet, dehnen ihre Touren hierher aus, ambitionierte Fahrer schaffen in diesem Gebiet die konditionelle Grundlage für nachfolgende Bergetappen. Eine sehr schöne Runde durch die Dörfer der Insel-mitte von Mallorca führt von s’Arenal zunächst auf die an anderer Stelle bereits erwähnte "Rennstrecke" nach Südosten in Richtung Cap Blanc. An ihrem höchsten Punkt, etwa einen Kilometer hinter der Urbanisation Sa Torre, biegen Sie nach links ab (Camí de sa Torre) und gelangen auf einer der ebenfalls an anderer Stelle beschriebenen, spezi-ellen Radstraßen nach Llucmajor. Von hier geht es weiter über Algaida nach Pina. Den mit 280 Metern Meereshöhe höchsten Punkt Ihrer Runde haben Sie vier Kilometer hinter Llucmajor bereits überwunden. Nach Algaida können Sie alternativ an einem Kreisverkehr im Nordwesten von Llucmajor nach links abbiegen und eine ruta cicloturística (Camí de Son Mendívil/Camí Vell d'Algaida) wählen. Wenn Sie es etwas antrengender möchten, nehmen Sie den Weg über den kleinen Ort Randa und weiter über Montuïri nach Pina. In Randa kommen Sie auf 300 Meter Meereshöhe. Ein Abstecher von fünf Kilometern mit sechs Prozent Steigung hinauf und anschlie-ßend wieder zurück führt auf den Kloster-berg Randa-Cura (Foto) mit einer Höhe von 542 Metern. Weil dieser Tafelberg so frei in der Landschaft steht, weht fast immer ein kräftiger Wind, unvermeidbar manchmal auch von vorn. Bei guter Sicht sollten Sie sich diesen Abstecher aber nicht entgehen lassen; einen schöneren Rundblick über die ganze Insel, im Norden, Osten und Süden bis ans Meer und im Westen auf die Bergkette der Tramuntana, gibt es nicht. Der Anstieg nach oben wird von drei Klöstern gesäumt, sodass man mit Recht von einem Klosterberg sprechen kann. Das bekannteste ist das obere, welches den Namen Nostra Señora de Cura (Foto oben) trägt. In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts verbrachte der große mallor-quinische Gelehrte und Philosoph Ramon Llull (Foto) dort zehn Jahre, um nach einem bis dahin ausschweifenden Leben sozu-sagen in der "Midlife-Crisis" hier eine Vielzahl seiner philosophi-schen Werke zu verfassen. Er war beseelt von dem Gedanken, dass das Christentum sich im friedlichen Trialog gegen die anderen großen Religionen der "Alten Welt", das Judentum und den Islam, durchsetzen werde. In diesem Sinne gründete er Sprachschulen, in denen angehende Missionare Arabisch und Hebräisch lernten, um mit den zu bekehrenden "Heiden" in deren eigener Sprache kommunizieren zu können. Vielleicht ist hier eine Parallele zur heutigen Zeit zu erkennen, in der die Mallorquiner Deutsch und Englisch lernen, um mit den Touristen Geschäfte zu machen. Von Pina (Foto) fahren Sie auf kürzerem Weg über Lloret de Vistalegre oder auf einer längeren Strecke über Sencelles und Costitx nach Sineu, dem geografischen Mittelpunkt von Mallorca. Von Sencelles können Sie auf einer noch etwas weiteren Schleife über Inca und Selva an den südlichen Rand des Tramuntana-Gebirges weiterfahren; die Streckenführung wird bei der Tour zum Coll de Puig Major näher beschrieben. In Selva halten Sie sich dann nach rechts und fahren über Moscari nach Campanet. Hier fahren Sie wieder nach rechts, überqueren die Autobahn Inca-Alcúdia (Ma-13) und gelangen über Búger, Sa Pobla und Llubí nach Sineu. Nach Sencelles können Sie alternativ auf kürzerem Wege kommen, wenn Sie die Platja de Palma in nördlicher Richtung über s’Aranjassa und Sant Jordi (Foto) verlassen. Bei Sa Casa Blanca überqueren Sie über eine Brücke die Hauptstraße Palma - Manacor (MA-15). Wenn Sie an einer Tankstelle nochmal rechts abbiegen, gelangen Sie zu der Straße, die Palma mit Sineu verbindet. Hier biegt man nach rechts in Richtung Sineu ab und fährt über zwei neu ausgebaute (2005) Anstiege an Kasernen vorbei. Wenn man die Anhöhe, hier "Coll de Militär" getauft, erreicht hat, verlässt man die Hauptstraße nach links und gelangt über den Camí de ses Olleries nach Santa Eugènia. Der Ort wird in nördlicher Richtung durchquert, und die Weiterfahrt führt über Ses Alqueries und Biniali nach Sencelles. Sineu (Foto: Pfarrkirche Nostra Señora de los Angeles) ist bekannt für seinen gewal-tigen Wochen-markt an jedem Mittwoch, der das ganze Städtchen "besetzt". Von Obst und Gemüse über Kleidung und Schuhe sowie Hausrat und kunstgewerbliche Artikel bis zu Klein- und Großvieh gibt es wirklich alles zu kaufen, was man sich denken kann. Wenn man diesen Markt erleben will, sollte man ohne Rennrad kommen, oder einen geeigneten Ort für das Abstellen seines Gefährts kennen. Im Übrigen hat Sineu eine offene Radrennbahn, auf der ein paar schnelle Runden zu drehen, auch großen Spaß bereiten kann. Von Sineu geht es weiter nach Petra (Foto: Pfarrkirche San Pedro). Sie können auch eine kürzere Route von Algaida über Sant Joan nach Petra wählen. Die schmale, land-schaftlich schöne Straße wurde in wesentlichen Teilen saniert (2015). Der von mehreren Bodegas gesäumte Marktplatz in Petra bietet sich für eine Rast an. Sie werden hier mit den Radsport-freunden zusammentreffen, die im Norden von Mallorca die Region um Alcúdia und Ca’n Picafort als "Basislager" gewählt haben. Im Sinne netter Gastfreundschaft haben sich die Wirte in Petra etwas Besonderes ausgedacht, zum bestellten Getränk erhalten Sie frische Orangenstücke gratis dazu. In Petra, einem der ältesten Orte der Insel, wurde Anfang des achtzehnten Jahrhunderts Junipero Serra (Foto: Statue in Petra) geboren, der später als Franziskanermönch zusammen mit einigen weiteren Ordens-brüdern nach Nordamerika ging, um die "Neue Welt" zu missionieren. 24 Klöster und Missionsschulen wurden von ihm dort begründet. In der Nähe einer dieser Schulen entstand später die Stadt San Francisco, und so sehen die Amerikaner den Mönch aus Mallorca heute als den Gründer ihrer weithin bekannten Weltstadt und ehren ihn entsprechend. Von Petra aus bietet sich ein nur vier Kilometer langer Abstecher zur Ermita de Bon Any (Foto) an. Das kleine Kloster liegt auf einem Berg in 317 Metern Mee-reshöhe und ist über ein sehr gut aus-gebautes Sträßchen mit sechs Prozent Steigung auf den letzten beiden Kilometern - ein kurzer Abschnitt hat mehr als zehn Prozent - fast bequem zu erreichen. Man kann von dort einen sehr schönen Rundblick über die Insel, insbesondere auch zu den anderen Klosterbergen Sant Salvador, Monti Sion (Foto unten) und Randa-Cura genießen. Anschließend geht es entweder auf kurzem Weg über Vilafranca, Porreres, Llucmajor und s’Aranjassa, oder auf einer längeren Schleife zusätzlich über Felanitx und Campos zum Aus-gangspunkt an die Platja de Palma zurück. Die elf Kilometer lange Verbindung von Porreres nach Llucmajor wurde inzwischen saniert; die Straße ist jetzt (2011) in hervorragendem Zustand. Der landschaftlich reizvolle Charakter dieses Streckenabschnitts wurde durch die Sanierung nicht beein-trächtigt. Die direkte Verbindung von Campos nach Llucmajor sollten Sie aber meiden. Sie hat zwar am Rand schmale Fahrstreifen für Radfahrer, ist im Übrigen aber verkehrsreich und deshalb für Radsportler nicht attraktiv. In südwestlicher Richtung gelangt man von Campos auf die bereits erwähnte Tangente, die als "ruta cicloturística" südlich an Llucmajor vorbeiführt; diese Wegführung ist für alle Radler die bessere Alternative. Die beschriebene Streckenführung für die Inselmitte von Mallorca ist nur ein Vorschlag. Die erwähnten Orte und Dörfer und auch noch einige mehr sind vielfach unter-einander durch Sträßchen verbun-den, sodass Sie viele abwechs-lungsreiche Touren individuell zusam-menstellen können. Einige der Verbin-dungssträßchen sind inzwischen mit Holzschildern als Radwege mit Zielangaben ausgewiesen, nicht alle sind aber bereits in gutem Zustand, sodass hier nicht empfohlen wird, ihnen immer zu folgen. Es gibt in dieser Region inzwischen auch zahlreiche Möglichkeiten, Finca-Urlaub zu machen. Dabei handelt es sich teilweise um sehr komfortable Einrichtungen, die auch von Rad-sportlern nach anstrengenden Tagesetappen genossen werden können. Das Zentrum der Insel als Ausgangspunkt für radsportliche Aktivitäten ist insofern empfehlens-wert, als die Entfernungen in alle Richtungen, also in die Ebene, ans Meer und in die Berge, gleich weit sind und fast alle denkbaren Ziele auch von den Radlern erreicht werden können, die nicht zu den stärksten des Metiers zählen. Wenn man inzwischen mit Leihwagen auch jeden Ort der Insel bequem und schnell erreichen kann, so sind die Orte der Llanura del Centro doch auch heute noch vielfach ursprünglich und beschaulich. Die typischen Bodegas und Restaurants, in denen mallorquini-sche Küche von einfach bis exquisit dargeboten wird, werden Sie nicht in den Hochburgen des Tourismus an den Stränden und Buchten finden, sondern außer in der Hauptstadt Palma in den Städtchen des Inselzentrums. Vielleicht haben Sie ja auch als Radsportler unterwegs mal Zeit und Lust zu einer längeren Rast und brechen nicht gleich nach dem café con leche zur Weiterfahrt auf. (Foto: Noria; alter Brunnen) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||