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Regeln für eine harmonische, unfallfreie Fahrt

Ein Individualist auf dem RadVielleicht waren Sie ja bisher überzeugter Individualist, soweit es um Touren mit dem Rennrad geht. Insbesondere im Frühjahr, dann wieder im Herbst sind in Mallorca aber so viele Rennradler mit Ihnen gleichzeitig unterwegs, dass der Wunsch, in einer Gruppe Gleichgesinnter mitzufahren, immer stärker wird. Schließlich ist Radsport ja auch weit überwiegend Mannschaftssport, und so sollten Sie sich diesem Gedanken nicht grundsätzlich verschließen.

Das Mitfahren in Gruppen hat eine ganze Reihe von Vorzügen. Sollten Sie unterwegs einen technischen Defekt oder gar einen Unfall erleiden, von dem Sie hoffentlich verschont bleiben, sind Sie nicht allein; dies kann im Einzelfall ganz entscheidend sein. Es ist sehr vorteilhaft, wenn in der Gruppe jemand mitfährt, der sich in der Gegend auskennt, weil Sie dann den Weg nicht suchen müssen und auch bereits vor der Abfahrt Informationen zum Schwierigkeitsgrad der geplanten Route erhalten können. Im Übrigen wird der ortskundige "Anführer" dafür sorgen, dass verkehrsreiche Hauptstraßen gemieden werden.

Historische Straßenbahn zwischen Sóller und Port de SóllerSchließlich ist Radfahren kommunikativ, und Sie werden den sozialen Aspekt des Gruppenerlebnisses angenehm empfinden, wenn Sie dieses schöne Hobby gemeinsam mit anderen betreiben. Wenn ältere und jüngere, weibliche und männliche Personen aus verschiedenen Nationen in Radsportgruppen zusammenkommen - dies ist problemlos möglich - wird zugleich ein wesentlicher Beitrag zur Überwindung von Generationen-, Geschlechter- und Volksgruppenkonflikten geleistet.

Früh übt sich, ....Es soll hier aber nicht verschwiegen werden, dass das Fahren in Gruppen auch Gefahren birgt, denen der Individualist nicht ausgesetzt ist. So müssen einige Grundsätze beachtet werden, damit es harmonisch und vor allem unfallfrei zugeht: Je zwei Fahrer, aber nicht mehr, dürfen im Regelfall nebeneinander fahren. Auf Hauptverkehrsstraßen ist dies allerdings nicht erlaubt. Diese Straßen haben in Mallorca meist schmale, markierte Randstreifen, auf denen Sie hintereinander fahren müssen. Wegen des starken Verkehrs ist das dort im Sinne Ihrer Sicherheit allerdings auch notwendig. Andere Straßen sind manchmal so schmal, dass Hintereinanderfahren aus Gründen der Fairness gegenüber den Autofahrern geboten ist. Dies gilt auch in Ortschaften. Lassen Sie zwischen sich und Ihren vorausfahrenden Mitstreitern dann gelegentlich Lücken, in die überholende Autos bei Gegenverkehr vorübergehend einscheren können.

Radlergruppe auf dem Klosterberg Randa-CuraIm Idealfall besteht eine Gruppe aus zehn bis zwölf erfahrenen, gleichstarken Fahrern; sie wird homogen genannt. Aber wie das mit Idealfällen so ist, gibt es sie in der Realität nicht. Die Gruppenstärke von zehn bis zwölf Personen sollte aber möglichst nicht überschritten werden. Wenn immer zwei Fahrer nebeneinander fahren, die zwischen sich einen Abstand von einem Meter einhalten und von den vorderen und hinteren Mitfahrern wieder einen Meter entfernt sind, ergibt sich für den gesamten Pulk eine Personenwagen vergleichbare Breite von eineinhalb bis zwei Metern, während die Längenausdehnung mit 15 Metern bereits Lastzugformat aufweist. Wenn es mehr Teilnehmer gibt, sollten unbedingt Untergruppen gebildet werden, damit Autos ohne Gefährdung der in der Gruppe mitfahrenden Radler, gegebenenfalls in Intervallen, überholen können.

Alter Brunnen mit Wasserschöpfeinrichtung (Noria) bei Port d'AndratxDie Leistungsstärke der Mitfahrer sollte so austariert sein, dass auf ebener bis welliger Strecke alle ohne Überforderung gut mitfahren können. Wie bei einem Dauerlauf gilt auch hier die Regel, dass man sich mit den Sportkollegen noch unterhalten können sollte, ohne außer Atem zu geraten. Da es sich bei gemeinsamen Gruppenfahrten zwar um sportliche Betätigung, aber nicht um Wettkämpfe handelt, können die stärkeren Fahrer sich ja einerseits etwas zurückhalten und sich andererseits in den Dienst der Gruppe stellen, indem sie die Führungsaufgabe vorn „im Wind“ überwiegend übernehmen. Die beiden vorn radelnden Fahrer sind im Übrigen für möglichst gleichmäßiges und zugleich moderates Tempo verantwortlich und auch dafür, dass die hinten fahrenden Radsportfreunde stets Anschluss halten können.

Rennradler - hier in der Nähe der Platja de Palma - sollten aus Sicherheitsgründen immer einen Helm tragenGleichmäßiges Tempo ist insofern wichtig, als bei häufig wechselnder Geschwindigkeit ein Ziehharmonika-Effekt zustande kommt, der die in der Gruppe hinten fahrenden Radler immer wieder dazu zwingt, abzubremsen und anschließend zu beschleunigen, um wieder Anschluss zu bekommen. Das ist bei längerer Fahrt sehr anstrengend und kann zermürbend wirken. Auch die erforderliche Konzentration wird dadurch beeinträchtigt und das Unfallrisiko zwangsläufig erhöht. (Die Fahrer in der Gruppe haben nur für das Foto den obligatorischen Helm abgenommen.) 

Gleichmäßigkeit der Geschwindigkeit heißt in diesem Zusammenhang aber auch, die Fahrt etwas zu verlangsamen, wenn es bergauf geht und bei leichtem Gefälle dann wieder ein wenig zu beschleunigen. Wenn starke Fahrer vorn versuchen, das eingeschlagene Tempo auch bergauf beizubehalten, werden andere Mitfahrer überfordert und die Harmonie in der Gruppe ist dahin.

Dieser Radler eilt voraus oder er hat den Anschluss an seine Gruppe verlorenAuch nach dem Neustart an Ampeln, dem Überqueren von Hauptverkehrsstraßen, dem Durchfahren lebhafter Kreisverkehre, dem Abbiegen auf andere Straßen und dem Durchfahren von Ortschaften muss die Geschwindigkeit in der Regel für eine Weile reduziert werden, damit die bei diesem Manöver auseinandergefallene Gruppe sich neu formieren kann. Für weiterhin interessante und anregende Gespräche in der Gruppe ist es übrigens sinnvoll, dabei immer wieder andere "Paarungen" zu bilden. Die wünschenswerte Kommunikation darf aber die Konzentration beim Fahren nicht behindern.

Zwei ist die ideale GruppengrößeDer oben erwähnte Abstand von einem Meter zu den Mitfahrern in der Gruppe stellt eine Richtgröße dar. Der Seitenabstand sollte allerdings nicht größer werden, während der Abstand zum vorausfahrenden Kollegen auch etwas länger sein darf, solange man selbst noch nicht ausreichend Übung hat oder die Fähigkeiten der Mitfahrer nicht einzuschätzen vermag. Es ist ganz wichtig, sich bewusst zu sein, dass im Gruppenverband nur die vorn fahrenden Radler die weitere Streckenführung uneingeschränkt einsehen können. Sie steuern somit die ganze Gruppe und haben die Pflicht, vorausschauend zu fahren, also auf Hindernisse aller Art, wie Ampeln, bremsende Fahrzeuge, Gefahr bringenden Gegenverkehr, Straßenschäden etc. durch Handzeichen, Rufen und insbesondere durch ihre Fahrweise rechtzeitig aufmerksam zu machen.

Die Straße - hier im Insel-Inneren - ist nicht für Radler gesperrt, deshalb sollten immer nur zwei nebeneinander fahrenAbruptes Bremsen oder Verlassen der eigenen Fahrspur, d. h. Verändern des Abstands zum Fahrbahnrand, müssen wegen der damit verbundenen Gefahr eines Sturzes von Mitfahrern unbedingt unterbleiben. Wenn Sie im Fernsehen schon einmal die Übertragung von Radsportereignissen verfolgt haben, konnten Sie beobachten, dass bei Unachtsamkeit in diesem Zusammenhang auch Profis vor Stürzen nicht sicher sind. Im Sinne optimaler Nutzung des Windschattens sind natürlich möglichst kurze Abstände der Fahrer untereinander - bei gleichmäßiger Fahrt in der Ebene dreißig bis fünfzig Zentimeter - anzustreben; Sie werden sehen, dass dies möglich wird, wenn man das Fahren in der Gruppe trainiert.

Der Marktplatz von Petra im Zentrum von MallorcaDas Abbiegen von stark frequentierten Straßen nach links kann problematisch werden. Man beobachtet häufig, dass Gruppen von Rennradfahrern diesen Vorgang wie Autofahrer erledigen. Sie ordnen sich nach links ein und biegen ab, wenn sich für den vorn fahrenden Radkollegen die Gelegenheit dazu bietet. Diese Methode ist jedoch insofern gefährlich, als für die in der Gruppe hinten fahrenden Sportler die Zeit vor dem herannahenden Gegenverkehr manchmal nicht mehr ausreicht. Es ist in jedem Fall sicherer, hintereinander am rechten Straßenrand anzuhalten und auf eine Lücke im Gegenverkehr zu warten, die für den Abbiegevorgang der gesamten Gruppe ausreicht. Auch beim Überqueren von Hauptverkehrsstraßen sollte die Gruppe abwarten, bis sie komplett in einem Zug hinübergelangen kann.

Auffahrt einer kleinen Gruppe zum Kloster Sant Salvador im SüdostenWenn längere, steilere Abschnitte bergan zu fahren sind, ist es ratsam, den Gruppen-verband vorübergehend aufzulösen. Bei der zwangsweise langsameren Bergauffahrt hat der Windschatten hinter einem vorausfahrenden Radsportfreund ohnehin nur noch eine untergeordnete Bedeutung, und jeder fährt am besten mit dem individuellen Tempo nach oben, welches er gut meistern kann und bei dem er sich wohlfühlt. Verabreden Sie einen Haltepunkt, entweder oben auf dem Berg oder auch unten im folgenden Tal, wenn hinter dem Gipfel sogleich eine längere und steilere Abfahrt folgt. Sie werden sehen, dass die Zeiten, die verschiedene Fahrer für die Bewältigung von Anstiegen benötigen, sich gar nicht gewaltig voneinander unterscheiden, sodass kurze Wartezeiten von den stärkeren Radlern, die etwas schneller oben sind, nicht störend empfunden werden. Berücksichtigen Sie aber, dass Sie auch dem zuletzt am Treffpunkt ankommenden Mitfahrer eine kurze Regenerationspause zubilligen müssen, bevor Sie dann gemeinsam weiterfahren.

Professionelle Radgruppe im Training am Coll de sa Creu, nicht weit von Palma entferntEs wurde bereits erwähnt, dass die Fahrt bei leichtem Gefälle etwas beschleunigt werden muss. Sie werden es aber trotzdem erleben, dass im Windschatten bergab rollende Radler ohne Treten schneller werden, als diejenigen, die vorn "im Wind" fahren. Die auflaufenden Radsportler müssen ihr Tempo dann unbedingt etwas verringern, um sicherzustellen, dass nicht drei oder gar mehr Fahrer in breiter Phalanx nebeneinander und vielleicht sogar auf die Gegenfahrbahn geraten. Dies ist ein unverantwortliches Sicherheitsrisiko und die entgegenkommenden Autofahrer werden so nicht als Partner der Radfahrer im Straßenverkehr gewonnen.

Die Mitglieder dieser Radgruppe verhalten sich nicht sicherheitsgerecht (ohne Helm und über die ganze Straßenbreite verteilt)Wie bei der Bergauffahrt, so ist auch bei längeren und steileren Abfahrten der Gruppenverband unbedingt aufzuheben, hier allerdings aus anderen Gründen. Bei Bergabfahrt wird die Fahrgeschwin-digkeit zwangsläufig wesentlich höher und damit auch die Gefahr, Mitfahrern bei hohem Tempo zu nahe zu kommen oder sie sogar zu berühren. Das Risiko eines gefährlichen Sturzes ist drastisch erhöht. Lassen Sie die besseren Abfahrer vorauseilen, sie werden keinen gewaltigen Vorsprung herausholen. Die Talente zur Bergauf- oder -abfahrt können übrigens ganz unterschiedlich verteilt sein. So gehörte ich selbst zur Kategorie der "verwegenen" Abfahrer, die aufwärts ihre Mühe hat, mitzukommen.

Palma, Kloster San FranciscoDies sind sicher bei Weitem nicht alle Regeln, die Sie beim Radfahren in Gruppen beherzigen sollten, aber vielleicht die wichtigsten. Machen Sie die Probe aufs Exempel, Sie werden Freude am Mitfahren in Gruppen haben, nicht zuletzt, weil Sie erkennen, dass Sie auch als starker Fahrer im Pulk auf alle Fälle schneller unterwegs sind.

 
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